Die Rheinische Post berichtete am 23.08.00

 

Mit zwei blauen Augen torkelte der FC zum Sieg

Von MARIO EMONDS

Viel hat gestern Abend in Uevekoven fürwahr nicht gefehlt, und der letztmals ausgespielte Erkelenzer Kreispokal hätte sich vor nur 300 Zuschauern mit einem gewaltigen Donnerschlag und einer handfesten Sensation in die Annalen verabschiedet: Erst im  Elfmeterschießen  behielt  der turmhohe Favorit FC Wegberg-Beeck mit 7:6 gegen die über sich hinauswachsenden Sportfreunde Uevekoven die Oberhand. Bis zum Ende der Verlängerung hatte der Bezirksligist das 0:0 gehalten - eine Blamage sondergleichen für den Oberligisten.

Der Dreiklassenunterschied, der die beiden Teams trennt, war dabei zu keiner Phase festzustellen. Ist dieser Befund in spielerischer Hinsicht ein Armutszeugnis für die Barth-Elf, so muss man in punkto Kondition einfach den Hut vor den Fliescher­Jungs ziehen, die weder in der zweiten Halbzeit noch in der Verlängerung einbrachen, sondern bis zum Schluss immer wieder auch ihre eigenen Chancen suchten.

Überragend war dabei Thorsten Löß, der an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt war. Ein Sonderlob verdienten sich aber auch Sturm­führer Rene' Machowski, der die Mannschaft vorbildlich führte und auch enorm viel nach hinten arbeitete, bis zu seiner Auswechslung der baumlange  Manndecker  Andreas Henke gegen Beecks Mittelstürmer Oliver Röder, der resolute Libero Jürgen ,,Wanda" Preuß sowie der famose Torhüter Marcus Scheeres.

Aktivposten auf Beecker Seite waren dagegen dünn gesät. Wirklich zu gefallen vermochte nur der gewohnt umsichtige und souveräne Libero Michael Ronca, der wegen eines ver­meintlichen Foulspiels später zu Unrecht die Gelb-Rote sah - die einzige Fehlentscheidung des ansonsten guten Unparteiischen Sfephan Hansen. Eine solide Leistung bot sicherlich auch noch Sven Willms, der zumindest läuferisch überzeugte.

Genau das konnte man von einigen erfahrenen Spielern jedoch nicht sagen. Besonders hervor tat sich dabei Pietro Callea, der zwar nett dirigierte, aber nahezu komplett aus dem Stand spielte. Auch von Olaf Poll gingen herzlich wenig Impulse aus - die zentralen Schaltstellen im Mittelfeld waren damit lahmgelegt.

Auch von der Spielanlage her lieferte der FC eine wenig überzeugende Vorstellung ab. Bis zur Verlängerung wurde viel zu selten einmal der Torabschluss gesucht, statt dessen schienen die Akteure den Ball förmlich ins Tor tragen zu wollen. Mangelndes Flügelspiel komplettierte die Liste der Unzulänglichkeiten.

So sorgte dann am Ende bei fast völliger Dunkelheit die Elfmeterschiessen-Lotterie dafür, dass der haushohe Favorit zum sechsten Mal in Serie den Cup gewann und ihn nun endgültig behalten darf. Unzutreffend wäre es allerdings zu sagen, dass Beeck mit einem blauen Auge davongekommen wäre. Das waren nämlich vielmehr schon zwei.

FC Wegberg-Beeck: Visschers - Ronca Dassen, Avci  Vanek (verletzt, 17. Spasovski), Gradasevic, Poll, Callea, Willms -Röder, Malganci

Sportfreunde Uevekoven: Scheeres -Preuß - Henke (59. Große), Kluge (verletzt, 35. Mengwasser) - Bartel, Hermanns, Marschalk, Hendrix, Löß - Machowski, Kipper (116. Zierener>

Erst der 18. Elfer entschied

Von HERBERT GRASS

15. Minute: Olaf Poll nach Zuspiel von Pietro Callea zu zaghaft.

17.: Erster Eckball für Uevekoven, der aber nichts einbringt.

21.: Sportfreunde-Kapitän Rene  Machowski löst sich mit einer Körpertäuschung und kommt von der Strafraumgrenze zum ersten Torschuss, der aber Beecks Keeper Visschers kaum Probleme bereitet.

22.-27.: Uevekovens Abwehr gerät unter Druck, übersteht aber mit Glück einige brenzlige Szenen.

27.: Nach einem Foul an Boris Kipper zirkelt Torsten Löß einen Freistoß Richtung Tor, aber FC-Torwart Markus Visschers erwischt den Ball noch mit den Fingerspitzen und lenkt ihn gegen den Torwinkel. Den Nachschuss zielt Machowski übers Tor.

33.: Gelbe Karte gegen Avci Oguz nach wiederholtem Foulspiel gegen Rene Machowski.

52.: Gelbe Karte auch für Uevekovens Markus Bartel.

54.: Sportfreunde-Torwart Markus Scheeres klärt gegen Poll.

55.: Erneut pariert Scheeres, diesmal gegen Save Spasovskis 20-Meter-Schuss.

65.: Wieder Scheeres - eine Doppelpass-Aktion Poll-Vazek-Poll beendet er mit entschlossenem Zupacken.

 72.: Ein energisches Solo schließt Olaf Poll mit einem 18-Meter-Schuss ab, zielt aber knapp drüber.

73.: ,.Gelb" gegen Claudio Dassen, der sich provozieren lässt und ,meckert".

80.: Die dritte Uevekovener Ecke wird abgeblockt, der Nachschuss von Marschalk fliegt jedoch übers Tor.

82.: Torsten Löß trifft mit einem tollen Schuss nur den Außenpfosten.

98.: Markus Scheeres verhindert zwei Mal den Rückstand.

103.: Fast ein Eigentor von Jürgen Mengwasser.

111.: Michael Ronca sieht Gelb-Rot.

115.: Beecks letzte Chance von Olaf Poll, doch erneut ist Markus Scheeres im Bilde, der bis zum Abpfiff dann nicht mehr zu bezwingen ist.

Das Elfmeterschießen: 1:0 Thorsten Löß, 1:1 Oliver Röder, Frank Zierener vergibt,  Samir Gradasevic vergibt. 2:1 Rene Machowski. 2:2 Pietro Callea, 3:2 Markus Barthel. 3:3 Sven Wilms, 4:3 Jürgen Preuß. 4:4 Olaf Poll. 5:4 Daniel Marschalk. 5:5 Avci Oguz. Jürgen Hermanns vergibt. Marco Malcangi vergibt. 6:5 Thomas Große. 6:6 Save Spasovski. Thomas Hendrix vergibt, 6:7 Claudio Dassen.

,,Deutliche Worte sind nun nötig"

Heinz Schmitz,Vorsitzender der Sportfreunde Uevekoven:  "Unsere Jungs haben sich bestens verkauft. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Beim FC Wegberg-Beeck habe ich den richtigen Biss vermisst.

Günter Stroinski, Vorstandsmitglied des FC Wegberg- Beeck: "Imponiert hat mir die tolle Einstellung und kämpferische Leistung von Uevekoven. Wir haben aber auch nicht das gebracht. was wir uns selbst erhofften."

Stephan Hansen, Schiedsrichter des Endspiels: ,,Mir ist aufgefallen. dass Uevekoven über die gesamten 120 Minuten mit mehr Herz gespielt und auch gute Chancen hatte. Für mich ist der Sieg der Beecker etwas glücklich.

Hans-Josef Geiser, Technischer Obmann des Fußball- kreises Erkelenz: "Die Sportfreunde Uevekoven haben sehr gut mitgehalten gegen einen Gegner. der immerhin drei Klassen höher angesiedelt ist. Ich denke Wegberg-Beeck spielte zu wenig über die Flügel. hat aber nicht unverdient gewonnen. Enttäuscht hat mich der FC aber von der Spielanlage. Überrascht war ich, dass Uevekoven bis zum Ende nicht konditionell eingebrochen ist."

Helmut Pappers, Vorsitzender des FC Beeck: .,Über die Leistung meiner Mannschaft möchte ich mich eigentlich gar nicht äußern. Klar ist, dass nun beim Training diese Woche deutliche Worte fallen müssen. Ich habe Hochachtung vor Uevekoven, das konditionell und spielerisch gleichwertig war. Auch wenn wir am Ende glücklich gewonnen haben: Die Art und Weise kann ich sicherlich nicht akzeptieren. Manche unserer Akteure haben ja gespielt. als ob sie noch nie gegen einen Ball getreten hätten."

Klaus Barth, Beecks Trainer: ..Wer so viele Möglichkeiten wie wir vergibt. der verliert in der Regel so ein Spiel noch. Die Chancenverwertung war wirklich katastrophal. Natürlich haben wir auch sonst nicht gerade überzeugt."

Hans-Peter Fliescher,  Uevekovens Coach: "Das ist schon bitter. so zu verlieren. Hut ab vor meinen Jungs. die die klitzekleine Chance, die wir vor dem Anpfiff hatten, fast genutzt hätten. Mit anderthalb Beinen standen wir ja schon im Mittelrhein-Pokal. Wir haben bis zum Ende mitgehalten, und darauf können wir stolz sein. Die Gelb-Rote Karte für Michael Ronca war sicherlich nicht korrekt. Irregulär war für mich auch das Elfmeterschiessen, bei dem speziell die Torhüter wegen der Dunkelheit nämlich klar benachteiligt waren. Für die war das echt eine Zumutung."

Dieter Lindenlauf  Geschäftsführer des Fußballkreises Erkelenz:  "Kompliment an die Sportfreunde. Man kann jedenfalls nicht sagen, dass die nur hinten drin gestanden hätten. Die haben doch auch nach vorne gespielt und mehrfach die Chance zum 1:0 gehabt."